Neue Juristische Wochenschrift, Ausgabe 17/2014

Entwicklung der Rechtsübersetzungen im Zuge der EU-Erweiterung aus Sicht eines Sprachdienstleisters

Mit der EU-Erweiterung steigt der Bedarf nach Übersetzungen, denn neue Mitgliedsstaaten bringen meist auch neue Amtssprachen mit sich. Da die EU Übersetzungsaufträge auch an externe Dienstleister vergibt, spüren Sprachdienstleister den Anstieg des Übersetzungsvolumens. So stieg der Anteil extern vergebener Übersetzungsaufträge laut EU-Angaben um rund 10%typo3/#_ftn1. Hinzu kommen zahlreiche Übersetzungen von Unternehmen und Verwaltungen, die im Zuge der EU-Erweiterung.

Grundlage für die Mehrsprachigkeitspolitik ist der Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft, der festlegt, dass alle EU-Bürger das Recht haben, sich in einer der Amtssprachen an die Institutionen zu wenden. Dazu gehört auch der Zugang zu allen Rechtsvorschriften, weshalb die juristische Kommunikation in Europa qualifizierte Fachübersetzer benötigt. Doch Rechtsstrukturen manifestieren sich immer in Abhängigkeit zur jeweiligen Sprache, was als Grundproblematik der Rechtsübersetzung gilt: Jedes Rechtssystem besitzt eine autonome juristische Terminologie; Rechtsfiguren werden in verschiedenen Sprachräumen unterschiedlich bezeichnet oder haben keine direkte Entsprechung in der Zielsprache. Juristische Texte müssen also unter Berücksichtigung der terminologischen Besonderheiten der jeweiligen Sprachen übersetzt werden. Gefordert sind Übersetzer, die rechtliche Begriffe in der Ausgangssprache richtig einordnen und in der Zielsprache korrekt wiedergeben können. Sprachdienstleister machen drei Herausforderungen für Rechtsübersetzungen aus: 1) Instanzen müssen präzisiert, 2) Fachtermini differenziert und, 3) wenn es für einen Begriff keine direkte Entsprechung in der Zielsprache gibt, Rechtsbegriffe genau definiert werden.

Große Sprachendienste verfügen über qualifizierte Rechtsübersetzer in Fachgebieten des Rechtsbereichs sowie einen Pool an vereidigten Übersetzern und Dolmetschern für alle europäischen Amtssprachen. Nur so können für jedes Fachgebiet und jede Sprachkombination spezialisierte Rechtsübersetzer eingesetzt werden, die jeweils in ihre Muttersprache übersetzen und die Fachterminologie beherrschen. Dabei nutzen die Rechtsübersetzer Möglichkeiten der Qualitätssicherung, wie zum Beispiel den Zugriff auf Onlinenachschlagewerke für den Rechtsbereich oder EU- und fachspezifische Terminologiedatenbanken sowie kundenspezifische Übersetzungsspeicher. So wird gewährleistet, dass die Rechtsübersetzungen sinngenau dem Ausgangstext entsprechen und Anwälten und Juristen Verhandlungen mit ausländischen Kollegen deutlich erleichtern.